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Goal100: Mit Open Data die Energiewende tracken und optimieren
Bis 2030 will Deutschland mindestens 80 Prozent des jährlichen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gewinnen. Dabei gilt die Windkraft als ein zentraler Baustein. Doch an welchem Punkt steht Deutschland aktuell? Darüber informiert das Datenprojekt Goal100, das die gemeinnützige Organisation Project Together aufgesetzt hat. Neuerdings stehen diese Daten auch als Open Data zur Verfügung.
Goal100 arbeitet daran, den Ausbau der Windenergie an Land messbar und transparent zu machen. Dazu hat die Initiative ein Dashboard entwickelt, mit dem in Echtzeit der Status aller Windenergieprojekte in Deutschland eingesehen werden kann. Das reicht von der Beantragung über die Genehmigung bis zur Inbetriebnahme der Anlagen - aufgeschlüsselt nach Bundesländern und heruntergebrochen bis auf die lokale Ebene.
Nur intransparente, heterogene Daten vorhanden
„Bisher gab es hierfür keine gute Datenbasis“, berichtet Bahne Carstensen, Mission Lead bei Goal100. „Deshalb sind wir dann selbst losgezogen, um die Lücke zu schließen.“ Denn intransparente und heterogene Daten behinderten die Steuerung und Kontrolle des Ausbaus erneuerbarer Energien.
Goal100 verknüpft Daten auf Bundesebene (Marktstammdatenregister) mit Daten auf Landesebene (Umweltämter, Ministerien). Dabei liefern die Daten auf Landesebene Informationen zur Genehmigungsphase und die Daten auf Bundesebene Informationen zur Realisierungs- und Betriebsphase. Die Daten auf Landesebene hat Goal100 selbst angefragt. Die Daten auf Bundesebene stehen jedem über das Markstammdatenregister der Bundesnetzagentur offen zur Verfügung.
Doch die Daten seien vielfach fehlerhaft. Das Markstammdatenregister sieht z.B. nur ein Feld für das Genehmigungsdatum vor. Wenn Betreiber eines Windkraftprojektes aber eine weitere (Änderungs-)Genehmigung eintragen, wird das ursprüngliche Genehmigungsdatum überschrieben. Damit werden statistische Auswertungen z.B. über die Ausbaugeschwindigkeit ungenau.
Auch was den Anagenstandort angeht, schleichen sich nach Angaben von Bahne Carstensen Ungenauigkeiten ein. Für den Standort der Windkraftanlagen würden oftmals falsche Angaben gemacht: „7.000 von 28.000 Windkraftanlagen waren in einer falschen Kommune oder Landkreis verzeichnet.“
Goal100 bereinigt Daten
Diese Ungenauigkeiten bereinigt Goal100, bevor die Daten im eigenen Dashboard freigegeben werden. Hierzu implementiert Goal100 auch bestehende Korrekturdatensätzen u.a. des UFZ Helmholtz Instituts Leipzig und veredelt den Datensatz über die Verschneidung mit den Daten auf Landesebene. So entsteht im Goal100 Monitor ein tägliches, regionales Echtzeit-Tracking des Windenergieausbaus. Der Monitor gibt dabei auch Aufschluss darüber, wie lange die einzelnen Phasen wie Beantragung (aktuell 18 Monate) und Genehmigung (aktuell 29 Monate) im Durchschnitt dauern. Mit Stand vom 21. November 2025 wurde 54 % des Ausbauziels für 2025 erreicht.
Das Dashboard richtet sich an Bürger:innen, Entscheidungsträger:innen in Verwaltung und Politik und inzwischen vor allem an Projektierende, die einen Überblick über das Potenzial einer Region erhalten sollen. So soll die Energiewende besser planbar, Engpässe identifiziert und der Ausbau beschleunigt werden.
Open-Data-Prozesse in Gang gesetzt
Durch die Anfragen bei den Landesämtern und -ministerien konnte Goal100 nach eigenen Angaben auch interne Open Data Prozesse lostreten. Als Beispiel nennt Bahne Carstensen das Land Nordrhein-Westfalen. Zunächst erhielt Goal100 von der zuständigen Behörde die Antwort, dass man keine entsprechenden Daten liefern könne, doch die Anfrage sei ernst genommen worden. Gemeinsam mit Goal100 hat das Land dann einen Datensatz erprobt und ist nun ein Vorreiter bei der Datentransparenz zum Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen. „Das Land veröffentlicht seine Daten inzwischen quartalsweise auf dem eigenen Open-Data-Portal“, berichtet Bahne Carstensen.
Seit Kurzem stellt Goal100 die eigenen Daten auch als Open Data zur Verfügung. Auch im Datenatlas Zivilgesellschaft hat sich die Initiative registriert, um die Daten für noch mehr Menschen sichtbar und nutzbar zu machen. Aktuell konzentriert sich die Arbeit von Goal100 auf das Monitoring von Windkraftanlagen an Land. Perspektivisch ist aber auch ein Monitor in anderen Bereichen denkbar, etwa zum Stromnetzausbau.
Zu den Daten von Goal100 im Datenatlas Zivilgesellschaft:
Anlagendaten genehmigter Windenergieanlagen an Land in Deutschland